19.06.-08.08.2021

WANDZEICH(N)EN

  • Niels Blaesi, Peter Bräm, Trix Brechbühl, Jolanda Epprecht, Claudio Näf, Anja Wicki, Malin Widén

  • Im Kabinett präsentiert Serafin Krieger seine jurierte Bachelor-Diplom-Ausstellung «Der Schimmel im Nacken»

FR 18.06.2021, 17.00 bis 21.00 Uhr
Vernissage
Begrüssung & einleitende Worte zur Ausstellung: Michael Sutter, Leiter Kunsthalle Luzern
Shannon Zwicker, Kuratorische Assistenz

SO 08.08.2021, 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Finissage
15.00 Uhr: Gespräch mit den Illustrator*innen Peter Bräm, Trix Brechbühl, Jolanda Epprecht und Claudio Näf

über die ausstellung

Luzern, und damit verbunden die älteste Kunsthochschule der Schweiz mit Gründungsjahr 1877, ist ein regelrechter Hotspot für Grafiker*innen, Illustrator*innen und Comic-Zeichner*innen. Die Hochschule Luzern – Design & Kunst bildet jährlich eine Vielzahl an hochkarätigen Student*innen in verschiedenen Fachbereichen aus, wobei die Abgänger*innen der Studiengänge Illustration Fiction sowie Illustration Nonfiction zu den Produktivsten und Innovativsten zählen. Die auf Zeichnung und Gestaltung ausgerichteten Studiengänge fördern das handwerkliche Können ebenso wie die didaktische Geschicklichkeit und setzen grossen Wert auf visuelle Kreativität und eine narrative Wissensvermittlung. Viele Absol-vent*innen der angebotenen Studiengänge der Hochschule Luzern – Design & Kunst verweilen nach ihrem Studium in Luzern und arbeiten als freischaffende Illustrator*innen und Grafiker*innen und gestalten Beiträge für lokale Magazine (041 – Das Kulturmagazin, Ampel Magazin, frachtwerk, Stadtmagazin etc.) oder erstellen Plakate für hiesige Kunst- und Kulturveranstaltungen in der Schüür, Treibhaus, Sedel, Neubad oder Südpol. Kurz gesagt: Bewegt man sich in der Stadt Luzern im öffentlichen Raum, entgegnen einem zahlreiche Produkte von lokalen Illustrator*innen!

Die Kunsthalle Luzern möchte einigen ,Lokalmatador*innen’ eine grössere Ausstellungsplatt-form bieten und hat dazu sieben junge Illustrator*innen eingeladen, die jeweils eine freie Arbeit auf den Wänden des Ausstellungsraumes entwickeln. Per Losverfahren wurde entschieden, welches Wandsegment (Dimension ca. vier Meter x sechs Meter) sie für eine individuell-experimentelle Gestaltung nutzen können. Die kuratorische Vorgabe hinsichtlich der Motivik war einzig so formuliert, dass sie sich gerne an einem lokalen Thema in Bezug auf die Stadt Luzern orientieren und eine Art ,signature piece’ erarbeiten. Die ausgewählten Kunstschaffenden haben allesamt eine eigene Handschrift mit hohem Wiedererkennungscha-rakter, der in den finalen Wandmalereien auch zur Geltung kommt. Der Ausstellungstitel WANDZEICH(N)EN referenziert auf die Tatsache, dass einerseits neben der klassischen Zeichnung auch semantische Zeichensprache (Schrift, Symbole, Richtungsangaben etc.) auf den Wänden integriert werden können. Die Ausstellung vereint die grossartige Vielfalt unterschiedlicher Stile, Malmittelnutzungen und Techniken der Illustrator*innen.

1) Hinter dem Tresen begrüssen fünf Schwimmer die Besucher*innen in der Sommerausstellung der Kunsthalle Luzern. Im kühlen Blau lassen die Figuren uns an einen Sprung ins kühle Wasser in der Seebadi denken oder wecken den Wunsch sich die Reuss herunter in Richtung Nordpol treiben zu lassen. Niels Blaesi fängt in seinem grafisch reduzierten Wandbild den Luzerner Sommer ein und trägt gleichzeitig eine maritime Stimmung ins Bourbaki hinein. Geometrische Grundformen und starke Farbkompositionen prägen seinen klaren, reduzierten Stil. Das Interesse an der Wiederholung, am Rhythmus und an der Komposition beeinflussen seine visuelle Sprache und erinnert insbesondere hier in der Arbeit «Boys in the pool» an die Werke des niederländischen Grafikers und Künstlers M.C. Escher.

Niels Blaesi (*1990 in Bern, lebt und arbeitet seit 1998 in Luzern) ist freischaffender Illustrator und Grafikdesigner. Er absolvierte eine Ausbildung als Hochbauzeichner, bevor er im Jahr 2017 ein Bachelorstudi-um in Illustration Fiction an der Hochschule Luzern – Design & Kunst sowie der HAW Hamburg abschloss. Im Jahr 2019 wurde Niels Blaesi für den AOI World Illustration Award im Somerset House in London nominiert. Niels Blaesi arbeitet für Magazine und Zeitungen im In- und Ausland, wie auch für Unternehmen im Bereich Bildung, Kultur und der Werbung. Website: www.nielsblaesi.ch / Instagram: @nielsblaesi

2) In der Nische, etwas versteckt vom Blick von aussen, tauchen wir in das Blumenmeer von Claudio Näf ein. Reduziert linear und in Schwarz-Weiss gehalten, lachen uns hunderte von verzerrten Blumen entgegen. Bei genauerem Hinsehen, sind immer wieder Sprechblasen zu entdecken, in denen der Illustrator Slogans platziert, welche er im vergangenen Jahr von Schildern an Demonstrationen aller politischen Anliegen und Ausrichtungen in Luzern gesammelt hat. Claudio Näf, der selbst aktivistisch tätig ist, zeigt so seinen ganz persönlichen Bezug zur Stadt Luzern und wie er sie erlebt auf.

Claudio Näf (*1993 in Aarau, lebt und arbeitet seit 2014 in Luzern) ist seit 2018 als freischaffender Illustrator tätig. Anschliessend an den Gestalterischen Vorkurs studierte er an der Hochschule Luzern – Design & Kunst Illustration Fiction im Bachelor. Neben seiner Tätigkeit als Illustrator ist Claudio Näf seit 2018 als Dragqueen auf verschiedenen Bühnen präsent und ist als LGBTQI+ Aktivist unter anderem in der Milchjugend aktiv. Website: www.claudionaef.com / Instagram: @claudiotim

3) In sommerlich-kraftvollen Farben und mit handgemalten Linien präsentiert uns Anja Wicki ihre Wandmalerei «Siesta» als Ausdruck eines ruhigen Momentes, bevor man mit dem Zeichnen auf ein weisses Papier beginnt. Das minimalistische Setting – Tisch, Stift, Papier, Wasserglas – vermittelt ein Stimmungsbild, welches spielerische das Verhältnis zwischen Licht und Schatten aufgreift. Auch ohne personelle Präsenz verspürt man die Gegenwart der Illustratorin, die sich während einem hitzigen Sommertag in Belgrad – sie befindet sich aktuell in einem Ate-lieraufenthalt – auf eine weitere Zeichnung vorbereitet. Unter dem Sonnendach, lässt sich der Blick in die Ferne des tiefblauen Himmels schweifen.

Anja Wicki (*1987 in Sursee, lebt und arbeitet seit 2012 in Luzern) hat eine Berufslehre als Polygrafin absolviert, bevor sie 2012 an der Hochschule Luzern – Design & Kunst ein Bachelorstudium Illustration Fiction abschloss. Seit 2010 ist Anja Wicki Mitherausgeberin vom bekannten «Ampel Magazin» und hat zahlreiche Förderpreise (Max und Moritz Preis, Werkbeitrag Kanton Luzern, Zentralschweizer Förderpreis Migros) sowie Atelierstipendien (Chicago 2015, Belgrad 2021) erhalten. Sie arbeitet seit 2012 als selbständige Comiczeichnerin und Illustratorin. Website: www.anjawicki.ch / Instagram: @anjawicki

4) Im Wandbild von Jolanda Epprecht sehen wir Luzerns bekanntesten Löwen, welcher in diesem Jahr sein 200-jähriges Jubiläum feiert. Durch die Pandemie fielen die Touristenströme weg, die den König der Tiere üblicherweise täglich besuchen. Jolanda Epprecht hat den Löwen als Reaktion ins Homeoffice versetzt, umgeben von einem Dschungel aus Zimmerpflanzen, von welchen sich die meisten auch im Wohnzimmer der Künstlerin finden lassen und die während dem Shutdown bei so vielen Einzug fanden. Ihre Arbeit besticht durch eine überbordende Vielfalt von Farben und Mustern, von der Wandtapete über den Teppich, bis hin zur übergrossen Tulpenvase am rechten Bildrand.

Jolanda Epprecht (*1992 in Heimiswil BE, aufgewachsen in Wald ZH, lebt und arbeitet seit 2013 in Luzern) hat nach dem gestalterischen Propädeutikum an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK den Bachelor in Kunst & Vermittlung an der Hochschule Luzern – Design & Kunst absolviert. 2018 schloss sie das Masterstudium in Art Teaching mit Vertiefung in Image Practices ebenfalls an der Hochschule Luzern – Design & Kunst ab. Seit 2018 ist Jolanda Epprecht als freischaffende Illustratorin sowie als Lehrerin für Bildnerisches Gestalten an der Kantonsschule Musegg tätig. 2018 gewann sie den Förderpreis der Stiftung Alan C. Harris und Else Harris-Treumann. Sie hat an zahlreichen Gruppenausstellungen, u.a. im B74 und an der JKON in Olten, ausgestellt. Website: www.jolandaepprecht.ch / Instagram: @jolandaepprecht


5) Mit viel Kleister und minutiöser Handarbeit hat Trix Brechbühl ihre seriellen Papierarbeiten auf die Wand montiert. Ihre drei «Erscheinungen» basieren auf kleinformatigen Bleistift-Skizzen, welche digitalisiert, vergrössert und auf DIN A4 Einzelblätter gedruckt wurden. Als Ausgangslage dienen der Illustratorin kurze Textfragmente, die jeweils in Kleinbuchstaben unterhalb der drei Papierarbeiten integriert sind. Auffallend ist ihr Spiel mit dynamischer Bewegung und amorphen Strukturen, die an fiktive, pseudowissenschaftliche Erscheinungsfor-men angelehnt sind.

Trix Brechbühl (*1987 in Bern, lebt und arbeitet seit 2014 in Luzern) ist seit 2018 als freischaffende Illustratorin tätig. Nach dem gestalterischen Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Bern absolvierte sie im Jahr 2018 das Bachelorstudium in Illustration Nonfiction an der Hochschule Luzern – Design & Kunst. 2019 war Trix Brechbühl mit dem Kollektiv Müscle anlässlich vom Fumetto Comic Festival an der Satellitenaus-stellung im Krienbrüggli beteiligt und hat zusammen mit Marc Zaugg im Kunstraum36 in Bern ihre Werke ausgestellt. Website: www.trixtrix.ch / Instagram: @trixtrix_illustration

6) Peter Bräm schmiss mit Farbe getränkte Stofffetzen an die Wand und reagierte auf die zufallsgenerierten Formen mit freihändigen Konturlinien. Mit der aktionistischen Geste – er behandelt die Wand wie ein Stück Papier – erhält er abstrakte Gebilde, die an monströse Gesichter und Körper erinnern. «Alles was ist, könnte ganz anders sein» nennt er seine vor Ort entwickelte Arbeit, die zusätzlich mit rätselhaften Zeichen und Symbolen ausgestattet ist. Den Betrachtenden ist selbst überlassen, was er/sie darin zu sehen und entziffern vermag.

Peter Bräm (*1985 in Oberbussnang TG, lebt und arbeitet seit 2013 in Luzern) hat 2016 das Bachelorstudi-um Illustration Nonfiction an der Hochschule Luzern – Design & Kunst absolviert. Er arbeitet als freischaffender Illustrator in Luzern. Website: www.peter-braem.ch

7) Malin Widén orientiert sich bei ihrer Wandmalerei an kleinformatigen Zeichnungen aus ihrem Skizzenbuch. Das persönliche, tagebuchartige Heft ist ein ständiger Begleiter der Illustratorin, die sich neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin und Kunstvermittlerin auch dem Realisieren von Kinderbüchern widmet. Die rot-blaue Komposition lebt von der grafischen Anordnung der Elemente, die kontrastreich zwischen architektonischen und botanischen Formen changieren. Auffallend ist auch der malerische Einbezug der Notausgangstüre, die den Fluchtweg eines alten Bekannten ebnet…

Malin Widén (*1989 in Zug, lebt und arbeitet seit 2010 in Luzern) hat nach dem gestalterischen Propädeutikum an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK das Bachelorstudium in Visueller Kommunikation mit der Studienrichtung Illustration Fiction an der Hochschule Luzern – Design & Kunst abgeschlossen. Nach einer CAS Weiterbildung am Medien Ausbildungszentrum MAZ in Luzern absolvierte sie 2020 das Masterstudium in Art Teaching mit Fokus Image Practices an der Hochschule Luzern – Design & Kunst. Ausgezeichnet wurde sie für ihre Masterthesis «Die Idee kommt beim Zeichnen» mit dem Max von Moos-Förderpreis. Website: www.malinwiden.ch / Instagram: @malin__widen

ausstellungskarte

WANDZEICH(N)EN

für die unterstützung danken wir